Saturday, August 17, 2013

Unerhörte Geschichten: Damian Lewis

“It’s all true! I’ve always been a narcissist.”
Damian Lewis

Damian Lewis - Digital portrait
Damian Lewis. Digital portrait, Photoshop CS6 on a Wacom Cintiq.

Als der später weltberühmte Schauspieler Damian Lewis in jungen Jahren missmutig durch die Gassen Etons schlich, begegnete ihm einmal ein freundlicher, alter Stahlhelm.

"Heh", sagte der Stahlhelm, "wenn du mich aufsetzt, wirst du einmal weltberühmt werden!"
'Hmmh, das wäre aber fein...', dachte Damian bei sich, zögerte nicht lange, zog den Stahlhelm auf und zurrte den Kinnriemen fest.

"Passt ja wie angegossen" bestätigte der Helm, und schon bald hatte Damian sich an seinen lustigen Gefährten dermaßen gewöhnt, dass er den zusätzlichen Druck auf der Schädeldecke ganz und gar nicht mehr wahrnahm, ja, auch seine engsten Freunde empfanden die beiden nach einer Weile als Einheit, nicht im militärischen Sinne wohlgemerkt, eher als gegenseitige Wertsteigerung wie etwa bei einem Einsiedler- oder Steinkrebs (Paguroidea), und Damian und der Helm hatten - dem nicht unerheblichen Altersunterschied zum Trotz - eine lustige Zeit zusammen.

"Wie soll das mit uns nur weitergehen...", seufzte Damian aber eines Tages nach einer langen, durchwachten Nacht. Es hatte sich herausgestellt, dass die skandinavische Matratze, die Damian zum Schlafen bevorzugte, für Nachtruhe unter Helm gänzlich ungeeignet war, und seitdem war er in eine mexikanische Hängematte umgezogen, die einerseits ein wohliges Gefühl der Schwerelosigkeit vermittelte, anderseits aber besonders das Aufstehen und den nächtlichen Gang zur Toilette erschwerte, wobei es wiederum gut war, dass Damian sich rund um die Uhr auf seinen Helm verlassen konnte.
"Wie soll das mit uns nur weitergehen...", seufzte Damian also. "Du hattest mir versprochen, ich würde einmal weltberühmt werden, und ganz ehrlich, ohne guten Grund läuft man nicht tagein, tagaus mit einem Helm auf dem Kopf herum, so angenehm mir deine Gesellschaft auch ist. Von den Auswirkungen auf meine libido ganz zu schweigen." Als ehemaliger Etonschüler drückte Damian sich zumeist sehr gewählt aus.
"Ruhig Blut", erwiderte der Helm gelassen, "du bist trotz allem immer gut beschützt und wirst schon noch deinen Weg machen."

Damian Lewis. Digital portrait, detail.
Gesagt, getan. Während eines Shopping-Trips nach New York - als Folge sehr böser, vorangegangener Ereignisse anerkannte die amerikanische Visum-Behörde durchaus die Notwendigkeit, sich in den Strassen der Stadt in geeigneter Schutzkleidung zu bewegen - begegnete Damian an einem Zeitungsstand der Upper East Side dem überaus einflussreichen Filmproduzenten Steven Spielberg, der gerade in die neueste Ausgabe von Vanity Fair vertieft war (Spielberg kaufte selten, und nur, wenn es sich nicht irgendwie vermeiden liess).
"Wow!" rief Spielberg begeistert, als er über den Rand der Zeitschrift lugte (seine kleine runde Brille verlieh ihm dabei den Ausdruck einer wohlmeinenden alten Eule). "Euch beide brauch ich - ich hab die Rolle für euch!"

So kam es, dass Damian Lewis in Khaki farbene Kleidung schlüpfte, um in einer tragenden Rolle der erfolgreichen Minikriegsserie Band of Brothers einen Durchbruch zu erleben, wie ihn zuvor nur Manstein in den Ardennen verzeichnen konnte.

Der listige Tom Hanks jedoch, Publikumsliebling als Schauspieler und Produzent, neidete Damian den unerwarteten Erfolg, und luchste ihm in einer nächtlichen Pokerrunde anlässlich der Premiere den Helm ab (Spielberg selber, der wegen seiner nervösen Zuckungen beim Kartenspiel selber so gut wie nie an den Pokerabenden seiner Crew teilnahmbezeichnete dieses Ereignis viel später als "dramatischen Wendepunkt").

"Machs gut, Damian, altes Haus", sagte der Helm betrübt aber gefasst, als ihn sich der breit grinsende Tom Hanks über den Kopf stülpte. "Fühlt sich schon ein wenig seltsam an hier oben..." (Dem Helm war sein Unbehagen durchaus anzusehen.)
"Are you talking to me...?" schimpfteTom Hanks mit verstellter Stimme, während er unter der Helmkante nach oben schielte, und dabei einen anderen berühmten amerikanischen Schauspieler nachahmte, den er eigentlich nie so richtig leiden konnte, aber für eine Parodie zur Unzeit war sich Tom Hanks bekanntlich nie zu schade.
"Wir beide, wir sind schon ein schräges Gespann..." murmelte der Helm, fügte sich aber in sein Schicksal.

Stehenden Fußes (lat.: statim) begab sich Tom Hanks mit seinem neuen Weggefährten auf ausgedehnte Reisen zuerst in die Normandie und später sogar in den Pazifik, aber die beiden wurden sich niemals so recht grün.
Tom Hanks alterte vorzeitig, schimpfte auf das Zweite Deutsche Fernsehen, wobei er wohl recht damit hatte, dass jemand wie Markus Lanz allerhöchstens Wärmedecken auf einer Butterfahrt präsentieren sollte, und schwor sich, nie wieder einen Helm zu tragen, nicht einmal zum Radfahren, und selbst, wenn dies einmal Vorschrift würde. Er ließ den Helm wortlos in einem Hotelzimmer zurück, der in der Folgezeit das eine oder andere Mal im besagten Deutschen Fernsehen gesichtet wurde, sich jedoch nach eigener Aussage dabei "immer irgendwie auf der falschen Seite fühlte".

Damian Lewis aber zog sich einen steifen Marinehut auf, heiratete, und setzte seine glanzvolle Karriere fort.


No comments:

Post a Comment